Förderung eines kompetenten und reflektierten Umgangs von Jugendlichen mit Self-Tracking-Technologien
Neben den vielen individuelle Vorzügen von Self-Tracking, sind Jugendliche auch mit Herausforderungen und Risiken beim Tracken von sportliche Aktivitäten konfrontiert. So sind mit Self-Tracking vielfältige Fragen mit Blick auf Datenschutz und Datensicherheit, Motivation und Leistungsdruck, sowie Identität und Selbstbild verknüpft. Ziel des Projekts ist die Förderung eines kompetenten und reflektierten Umgangs von Jugendlichen mit Fitness-Trackern.
Forschung und Praxis arbeiten Hand in Hand
Das Projekt bearbeitet diese Fragestellungen in enger Verzahnung von Forschung und Praxis:
Die im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung entstandene Studie zeigt die verschiedenen Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen mit Self-Tracking-Technologien und gibt einen Einblick in die unterschiedlichen Nutzungsmotive. Außerdem wird beschrieben, welche Potenziale sie in der Nutzung sehen, aber auch welche Risiken sie beim Gebrauch wahrnehmen. Letzteren begegnen sie mit unterschiedlichen Lösungsstrategien. Die Studie zeigt, dass Self-Tracking bereits ein Thema für Kinder, aber insbesondere für Jugendliche ist und welche Unterstützungsbedarfe Kinder und Jugendliche bei der Nutzung von Self-Tracking-Tools haben.
Die entwickelten Methodenpakete für die praktische Arbeit mit Jugendlichen zum Thema Self-Tracking haben die Förderung eines kompetenten und reflektierten Umgangs der Jugendlichen mit Self-Tracking-Technologien zum Ziel. Die Methodenpakte knüpfen an der Lebenswelt der Jugendlichen an. Die Einheiten können bspw. verteilt über eine Trainingseinheit oder am Anfang und Ende des Trainings, in Form von inhaltlichen Inputs oder spielerischen Elementen, eingesetzt werden. Bei den Materialien können die Geräte der Jugendlichen gemäß dem Ansatz „bring your own device“ (BYOD) einsetzen. Durch die unmittelbare Beteiligung der Zielgruppen sowie Expert*innen aus dem Bereich Verbraucherschutz, Datenschutz und Medienpädagogik, wurde eine zielgruppengerechte Aufbereitung der Arbeitshilfe garantiert.
Chancen und Herausforderungen von Self-Tracking im Freizeitsport
Der Begriff Self-Tracking („self“ = selbst, „to track“ = überwachen) bezeichnet das Messen, Protokollieren, Auswerten und das Abbilden eigener körperlicher Kennwerte mittels digitaler Technik. Das können beispielsweise Puls, Körpergewicht oder Schrittlänge sein. Häufig werden auch Daten, wie der eigene Standort oder die Anzahl der zurückgelegten Schritte getrackt.
Es geht beim Self-Tracking aber nicht nur um die Dokumentation sportlicher Aktivitäten, sondern auch um deren Bewertung, Vergleich und Darstellung. Gerade für Jugendliche kann das spannend sein. Denn Self-Tracking bietet viele Möglichkeiten den eigenen Körper kennenzulernen, Grenzen auszutesten und sich mit anderen zu vergleichen. Durch eine mögliche Verknüpfung mit Social-Media können Jugendliche zudem eigene sportliche Leistungen mit Freund*innen oder anderen Sportler*innen teilen und sich so als Teil einer Gemeinschaft erleben. Besonders im Jugendalter sind diese Aspekte ein wichtiger Teil der Identitätsarbeit.
Durch den Vergleich mit sich selbst, mit anderen Sportler*innen oder auch mit Idealbildern kann – neben den vielen motivierenden und vergnüglichen Effekten einer solchen Wettbewerbssituation – auch ein Leistungs- und/oder Gruppendruck entstehen. Hier besteht die Herausforderung, dass Jugendlich mithilfe von Self-Tracking idealisierten und einseitigen Körperbild nacheifern. Dies kann Jugendlichen das Gefühl geben sich ständig selbst optimieren müssen. Unzufriedenheiten mit dem eigenen Körper können so verstärkt werden.
Die Nutzung von Fitness-Trackern ist zudem eng mit Gefährdungen der Datensouveränität verbunden. Oftmals kommen die Anbieter*innen nicht ihrer Pflicht nach, Nutzer*innen verständlich und ausreichend über die Speicherung, Verarbeitung und Weiterverwendung ihrer Daten aufzuklären. Dadurch wissen Nutzer*innen meist nicht, was mit ihren Daten geschieht und ob vielleicht sogar noch andere Unternehmen von diesen profitieren. Das verletzt die informationelle Selbstbestimmung von Self-Tracker*innen, also das Recht des Einzelnen, grundsätzlich selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner Daten zu bestimmen. Zudem handelt es sich bei den gesammelten Daten mitunter um besonders persönliche und sensible Daten, da diese sehr Auskunft über das Geschlecht, Alter, Gewicht, Gesundheit und bisherige Ernährungs- und Sportangewohnheiten geben können. Daher ist ein Schutz der eigenen Self-Tracking-Daten besonders wichtig.
Im Projekt wurden daher Fragestellungen in Bezug auf Datenschutz und Datensicherheit, Motivation und Leistungsdruck, sowie Identität und Selbstbild aufgegriffen und für die Arbeit mit Jugendlichen aufbereitet.